Mit der Ostaargauer Strassenentwicklung (Oase) soll das Zentrum von Baden entlastet und besser erreichbar gemacht werden. «Aber nicht auf unsere Kosten», heisst es in den Gemeinden des Siggenthals.

Bis zum 1. Juli kann sich die Bevölkerung zum neusten Stand in der Ostaargauer Strassenentwicklung (Oase) äussern. Das Departement Bau Verkehr Umwelt des Kantons präsentierte drei Bestvarianten, die im kantonalen Richtplan eingetragen werden sollen: eine Tunnellösung «Baden West» mit und ohne Anschluss an die Mellingerstrasse (siehe Grafiken) sowie einen Martinsbergtunnel ab Siggenthalerbrücke nach Dättwil.
Alle andern Varianten (wie Baldegg- und Petersbergtunnel) wurden vor längerem schon ausgeschieden. Zwar hat sich die Regionalplanungsgruppe Baden Regio bereits positiv zu den Varianten geäussert. Doch die Siggenthaler betrachten sich als Verlierer. Das ging an einer öffentlichen Oase-Präsentation von Regierungsrat Stephan Attiger bei den Ortsparteien CVP und FDP Ober- und Untersiggenthal klar hervor.

Baden West mit und ohne Anschluss Mellingerstrasse

Der motorisierte Individualverkehr im Jahr 2040 pro Tag: Der Verkehr nach und von Baden, genannt Ziel- und Quellverkehr (dunkelgrau), ist mehr als zweimal grösser als der Durchgangsverkehr (violett), im Limmattal gar dreimal grösser.

Sorge um die Lebensqualität

Alt SVP-Nationalrat Hans Killer aus Untersiggenthal und alt SVP-Grossrat Eugen Frunz erklärten, dass zwar das Zentrum von Baden entlastet werde, aber auf Kosten des Siggenthals. Die attraktive Nord-Süd-Achse ins Zurzibiet werde die Landstrasse zusätzlich belasten und die Lebensqualität im Siggenthal vermindern, befürchten sie. Erich Rinderknecht, alt FDP-Einwohnerrat, ergänzte, dass sich Obersiggenthal auch Nachteile einhandle, weil der Verkehr aus dem Surbtal über den Hertenstein wachsen werde.

Christian Keller (Grüen), Vizepräsident des Einwohnerrates Obersiggenthal, überreichte Stephan Attiger eine Petition, mit der sich 90 Prozent aller Einwohnerratsmitglieder gegen die «Bestvarianten für die Region Baden» aussprechen. Ein Tunnel ab Siggenthalerbrücke würde zu einer erheblichen Mehrbelastung durch Verkehr in der Gemeinde führen. Weil es sich zu 85 Prozent um Ziel-/Quellverkehr handle, sollen nicht teure Umfahrungen gebaut werden, sagt Keller. Vielmehr müssten der öffentliche sowie der Fuss- und Radverkehr massiv gefördert werden.

 

Weitere Gemeinden sind besorgt

Dieter Martin, Obersiggenthals Gemeindeammann, kündigt an, dass sich der Gemeinderat aus Sicht der Gemeinde sowie zusammen mit weiteren Gemeinden kritisch einbringen werde. Neben Obersiggenthal sind das Turgi, Untersiggenthal, Würenlingen, Ennetbaden und Freienwil. In Ennetbaden rechnet man mit Mehrverkehr vom Höhtal. Auch die Neugestaltung des Knotens Brückenkopf Ost der Hochbrücke wird zusätzlichen Verkehr verursachen, der aus dem Siggenthal durch den Umfahrungstunnel führen wird.

Während Obersiggenthal hoffen kann, dass die «Spange» (zusätzlicher Brückenschlag über die Limmat bei Dorfeingang Nussbaumen) wieder ein Thema wird, so fühlt man sich in Untersiggenthal vor den Kopf gestossen. «Mit dem Verzicht auf den Baldeggtunnel ist auch die Umfahrung unserer Gemeinde vom Tisch», stellt Gemeindeammann Marlène Koller fest. Sie wünscht sich gegen eine zusätzliche Belastung der Wohnqualität in Untersiggenthal vom Kanton Massnahmen. Solange keine solchen vorliegen, sieht Koller keine Notwendigkeit für eine Umfahrung von Siggenthal Station, wie sie als Lösung parallel zur Oase angedacht ist. «Die Umfahrung würde die Attraktivität der Nord-Süd-Achse und damit die Belastung im Siggenthal vergrössern. Die Gemeinde Würenlingen könnte mit einer Stations-Umfahrung den Verkehr vermindern, der in den vergangenen Jahren zu Spitzenzeiten beim Aarepark entstanden ist.

Nicht zu Ende gedacht

«Die Anliegen aus dem Siggenthal werden ernst genommen und bei der Vernehmlassung ausgewertet», sagt FDP-Regierungsrat Attiger. Wenn Projektvorschläge und Eingaben zu flankierenden Massnahmen eingehen, würden sie überprüft und bewertet. «Verbesserungen sind möglich und werden gerne aufgenommen», so Attiger. Er weist aber darauf hin, dass beim öffentlichen sowie beim Fuss- und Radverkehr das Siggenthal sogar überproportional profitieren könne, da die Angebote deutlich ausgebaut würden. Attiger schickt zudem voraus, dass das Verkehrsmanagement der Region beschlossen, aber noch nicht wirksam umgesetzt sei.

Grundsätzlich gegen die Oase-Bestvarianten ausgesprochen hat sich bereits die Gruppe Oasin, die für «Ostaargauer Siedlungsentwicklung intelligent und nachhaltig» steht. Ihr fehlen im kantonalen Vorhaben Massnahmen auf der Ebene der Siedlungsentwicklung und Mobilitätsmanagement, um Verkehr primär zu vermeiden.