Sommeranlass zum Thema "Dorfläden", Podiumsdiskussion vom 13. August 2015

Die Zukunft der Dorfläden interessiert; zum Feierabendgespräch bei Wein & Gemüse Umbricht in Untersiggenthal fanden sich über 30 Besucher aus dem Dorf und der Umgebung ein. Moderator Norbert Stichert führte elegant durch den Abend. Bereits die Vorstellungsrunde verriet viel über die Motivation der lokalen Unternehmer, die als Podiumsgäste geladen waren, namentlich:

Dr. Adrian Schoop, ein junger und ambitionierter Vollblutunternehmer, KMU-Geschäftsführer und Gemeinderat in Turgi;

Hans Höhn, mit Leib und Seele Metzger, der vor über 30 Jahren die Metzgerei von seinem Vater übernommen und später einen Partyservice angegliedert hat;

Dominik Frei, gelernter Bäcker-Konditor und Confiseur, mit Herzblut bei der Sache, leitet das Familienunternehmen Bäckerei-Konditorei Frei mit zehn Verkaufsstellen in der Region;

Urs Umbricht, Präsident des Gewerbe- und Industrievereins Untersiggenthal und Kalkulator in der Umbricht Gruppe, Ennetturgi.

Wer kauft im Dorfladen ein, wer erteilt dem lokalen Gewerbe die Aufträge, fragte Norbert Stichert. Dies variiere natürlich, je nach Geschäft seien es Private, Vereine, die öffentliche Hand oder Geschäftsleute. Aber allgegenwärtig sei der Preis- und Margendruck. Spezielles und Nischenprodukte im gehobenen Segment seien gefragt, wusste Adrian Schoop, ansonsten muss mittels Serienproduktion ein niedriger Preis erzielt werden. Gilt es im Handwerk, massgeschneiderte Lösungen zu bieten, heissen die Ausschlag gebenden Faktoren für die Wahl einer Metzgerei oder Bäckerei oftmals Erreichbarkeit, Parkmöglichkeit und Öffnungszeiten.

Das „Lädeli-Sterben“ wird seit Jahrzehnten beklagt. Nun konnte das Publikum gespannt verfolgen, wie die lokalen Laden-Besitzer die Situation einschätzen. Übers Dorf verstreute Läden seien nicht zeitgemäss, waren sich Bäcker und Metzger einig, der Konsument wolle seine Einkäufe an einem Ort tätigen. Dem mobilen, gut informierten Kunden müsse man mehr als Brot und Wurst bieten, „Erlebniseinkauf“ heisse das neue Zauberwort! Zusätzlich zum anspruchsvollen Einkaufsverhalten der Kundschaft sehen sich viele Gewerbetreibende mit Nachwuchssorgen konfrontiert.

Gibt es Lösungen für den Erfolg der Dorfläden? Ja, meinten alle. Es gehe nichts über die Kundenbindung. Die Pflege persönlicher Kontakte gepaart mit perfektem Service und steter Freundlichkeit sei Pflicht. Das zweifelte kein Zuhörer an, war an diesem Abend doch schon mehrfach erwähnt worden, eine nette Verkäuferin könne einem den Tag sehr wohl versüssen. Über alles ginge natürlich die hohe Qualiät der Produkte, was durch die Gesetze in der Schweiz aber eigentlich bereits gegeben sei. Doch dies dürfte noch vermehrt kommuniziert werden.

Ob die Gemeinden und die Politik einen Beitrag zur Erhaltung von Dorfläden leisten könnten, wurde abwägend beurteilt. Ja, wenn gewisse Rahmenbedingungen geschaffen würden, damit sich innovative Gewerbler ansiedelten. Dadurch könnte der zentrale Einkaufsort entstehen, den sich die Kunden wünschen. Und wenn dann die Einwohner die dörflichen Gewerbe berücksichtigten, wären die Läden sogar ausgelastet.

Im zweiten Teil des Abends wurden die Besucher in die Diskussion miteinbezogen. Viele Wortmeldungen doppelten dem Wunsch nach guter Erreichbarkeit der Läden und genügend Parkplätzen, auch für Velos, nach. Ein Dorfkern sei das Herz eines lebendigen Dorfes und die Existenz einer guten Metzgerei kann entscheidend sein für die benachbarten Läden, wusste eine erfahrene Person. Anschliessend an den offiziellen Teil lud Pirmin Umbricht noch zu einem Glas Wein ein. Wie viel die sommerliche Abendhitze beitrug, sei dahingestellt, doch die Gespräche wurden ausgelassener, es kam durchaus eine gewisse Aufbruchstimmung auf.

Auch wer keinen eigenen Laden führt, war nun daran erinnert, dass Erfolg stark von der Freude am eigenen Tun abhängt und dass stets ein hohes, kreatives Engagement gefordert ist, wenn man sich von den anderen abheben will. Aber alleine ist dies nicht zu schaffen.